Worum
geht
es?
Die Forschung zu Islamismus zentriert sich in Deutschland um Einstellungserhebungen, Sicherheits- und Kommunikationsaspekte, sowie psychologische und theologische Fragestellungen und internationale Beziehungen. Aus sozialwissen-schaftlicher Sicht sind die Auswirkungen des Islamismus auf die muslimischen Communities untererforscht. Hier sehen wir eine Forschungslücke, die geschlossen werden muss. Islamisten bauen durch unterschiedliche Strategien Druck auf muslimische Communities auf, so zum Beispiel indem sie den Vorwurf erheben, die Moscheevereine hätten in der Diaspora den Zugang zum „wahren Islam“ verloren oder indem sie aggressiv um Jugendliche in Vereinen und Schulen werben oder z.B. Missionierungsmaterial mitbringen.
und kostenlos verteilen, um damit Gemeindemitglieder zu manipulieren und zu rekrutieren. Die Umgangsstrategien der muslimischen Verbände, der (Moschee)Vereine und muslimischer Einzelinitiativen und -personen mit dem Phänomen Islamismus sind unterschiedlicher Natur. Aufklärungsmaßnahmen und Coachings für Gemeindemitglieder gehören ebenso dazu, wie Versuche, die Islamisten aus der Gemeinde zu verweisen oder aber in die Gemeindestrukturen einzugliedern, um somit ihren Einfluss zu neutralisieren. Teilweise wird auch externe Hilfe in Anspruch genommen – womit neue Strukturen der Prävention entstehen wie Seelsorgetelefone, Deradikalisierungs-trainings, Selbsthilfe- oder Aussteiger-gruppen.
Das Projekt D:Islam wird den Forschungsfragen nachgehen, ob
Was
fragen
wir?
Die spezifische Bedrohungslage für muslimische Communities durch islamistische Anwerbestrategien wird in Modul 1 erforscht, in dem (1) Online-Strategien mittels Big Data und Diskursnetzwerkanalysen und (2) Offline-Strategien mittels Expert*inneninterviews mit Akteur*innen der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit erforscht werden.
Ergänzend dazu bearbeitet Modul II, basierend auf 80 bundesweit geführten, qualitativen Interviews, die Defense-Strategien muslimischer Communities (Verbände, (Moschee)Vereine, muslimische Einzelinitiativen und -personen) in Reaktion auf Bedrohung durch Radikalisierung und Islamismus.
Modul III wird Fragen der Hybridisierung des Islams nachgehen. Es soll untersucht werden, ob eine spezifische Form eines „Deutschen Islam“ erkennbar ist und falls ja, wie sich dieser artikuliert? Wird ein „Deutscher Islam“ als ein externes erzwungenes Konzept wahrgenommen oder lässt sich das Konzept durch eine diasporische Hybridisierung erklären, die möglicherweise auch durch Abgrenzungen gegenüber Islamismus oder religiöse Steuerungen aus den ehemaligen Herkunftsländern entsteht?
Der Zugang ist multi-methodisch: Quantitative Big Data und Diskursnetzwerkanalysen kombiniert mit qualitativen Expert*inneninterviews mit Akteur*innen der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit, Mapping der Gefahrenpotentiale des Islamismus für verschiedene Community-Akteur*innen und qualitative Analyse von Community-Reaktionen, sowie komparative Narrativ- und Diskursanalysen (z.B. zum französischen, britischen, holländischen oder türkischen Islam) dienen der Bearbeitung der Forschungsfragen in den drei Modulen.
Wie
forschen
wir?
Wer
fördert
uns?
Das Berliner Institut für Integrations- und Migrationsforschung (BIM), der Humboldt-Universität zu Berlin erhält eine Förderzusage über 701.481,61€ für ein 3-jähriges Forschungsprojekt im Rahmen der BMBFMaßnahme „Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa“.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert im Rahmen der Bekanntmachung insgesamt 24 Forschungsvorhaben (sechs Einzelvorhaben und sieben Verbünde) in Höhe von rund 15 Mio. Euro in zwei Themenschwerpunkten. Zum einen werden die gesellschaftlichen Ursachen des Erstarkens von Islamismus in Deutschland und Europa untersucht, zum anderen die gesellschaftlichen Wirkungen von Islamismus in Deutschland und Europa. Zudem wird das Transfervorhaben durch das Verbundprojekt RADIS gefördert, welches die Forschungsprojekte intern und extern vernetzt, wissenschaftliche Erkenntnisse zusammenführt, den gesellschafts- und praxisorientierten Ergebnis- und Wissenstransfer unterstützt sowie Öffentlichkeitsarbeit betreibt.
Adresse:
Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM)
Mohrenstraße 40/41, 10117 Berlin